In unserer schnelllebigen Zeit ist Entspannung oft keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern etwas, dass wir bewusst herbeiführen müssen. Auf unserer Suche nach innerer Balance und Harmonie sind wir auf das japanische Spa-Resort Yasuragi in Saltsjö-Boo inmitten des atemberaubenden Schärengartens von Stockholm aufmerksam geworden. Uns hat sich die besondere Gelegenheit geboten, als alleinige Gäste der Anlage die Wellnessoase kennenlernen zu dürfen.
Text: Sebastian Frank
Fotos: Evelina Lind
Veröffentlicht
21.11.2020
Es ist noch früh am Morgen, Stockholm erwacht langsam zum Leben und während der Autoverkehr sich stetig verdichtet, befinden wir uns auf dem Weg zu einer der beeindruckendsten Wellness-Anlagen Skandinaviens. Mit uns im Gepäck haben wir die Frage, die sich im Jahr 2020 sicher mehrere stellen. Wie kann man in dieser Welt, die scheinbar in ein unkontrollierbar Chaos ausgeartet ist, zu innerer Ruhe, Frieden und Harmonie finden. Die Antwort liegt vielleicht näher als gedacht. Wir erreichen das rund 22.000 m² große Areal, welches eingebettet in das Grün des Nadelwaldes und umhüllt von dichten Nebelschwaden sich sanft in die Landschaft einfügt. Kersti Olophsdotter, Leiterin für PR und Markenkooperation, begrüßt uns herzlich am Empfang und auch Kristofer Skoglund, Commcercial Director des Spa-Hotels gesellt sich zu uns. Gemeinsam führen uns die beiden über die Anlage und erzählen von der Entstehungsgeschichte des Resorts.
„Ursprünglich war das Anwesen in den 70er Jahren als Konferenzgebäude für die Mitglieder der Arbeitergewerkschaft konzipiert und auch zu jener Zeit schon mit einem Bad ausgestattet. Das Hauptaugenmerk war jedoch auf die Lehrsäle und Besprechungsräume gerichtet. Der gedankliche Schwerpunkt lag auf der Vermittlung von Wissen, was aus jenem Grund interessant ist, da unser heutiges Konzept nach denselben Prinzipien arbeitet, allerdings auf einer ganz anderen Ebene.”Der Entwurf des Gebäudes stammt vom japanischen Architekten Yoji Kasajima. Die Anlage sollte sich, trotz der großzügigen Grundfläche, so natürlich wie möglich in die umliegende Landschaft einfügen. Bei der Errichtung wurde auf besondere Rücksichtnahme gegenüber der Umwelt geachtet. Der Architekt verabschiedete sich sogar persönlich vom jedem Baum, der zugunsten des Projekts gefällt werden musste.
"Er sprach mit jedem Baum der gefällt werden musste und umarmte ihn. Die japanische Volkstradition geht von der Beseeltheit der Natur aus. Dieser respektvolle Umgang spiegelt sich deutlich in den Handlungen wider“, meint Kersti Olophsdotter.
Der vor kurzem renovierte Wellnessbereich wurde von dem schwedischen Architektur- und Designerbüro DAP entworfen. Klare Linien, eine offene Raumplanung und friedvolle Harmonie charakterisieren die japanische Oase. Warum bewusst die Bezeichnung japanisches Bad gewählt wurde, wird an dieser Stelle besonders deutlich.
„Hier erfolgen alle Abläufe, ganz nach japanischer Tradition, die wir sehr genau nehmen, langsam und Schritt für Schritt. Wie auch vor einem Onsen, dem traditionellen japanischen Bad mit besonders hoher Temperatur, unterzieht sich jeder unserer Gäste einem speziellen Reinigungsritual, bevor man in die warmen Quellen steigt. Unser Badebereich ist mit einer Ultrafiltrationsanlage, einer eingebauten Keimbarriere zur Wasserreinigung, ausgestattet. Auf genaue Regeln zu Einhaltung des Abstands im Bad sowie in allen anderen Bereichen der Anlage wird selbstverständlich größter Wert gelegt“, erklärt Kristofer Skoglund.
Das Konzept von Reinlichkeit und Ordnung spiegelt sich in der Architektur und dem klaren Design wider. Die minimalistisch eingerichteten Hotelräume mit Tatami-Matten und traditionellen Papierlampen bieten durch große Glasfronten eine atemberaubende Sicht auf das Wasser. Ganz nach dem Motto weniger ist mehr. Vielleicht ist die Antwort auf die großen Fragen des Lebens wirklich so simpel. Kersti Olophsdotter zu der eigentlichen Bedeutung des Begriffs „Yasuragi“:
„Der japanische Ausdruck ”Yasuragi” heißt Ausatmen im Sinne von Loslassen und beschreibt das Gefühl der Entspannung beim sanften Hineingleiten in das Wasser einer warmen Quelle. Umschließt den Körper diese Art von Wärme, wird das Hormon Oxytocin freigesetzt, welches ein Gefühl der Entspannung und Sicherheit auslöst und gleichzeitig zur Hemmung der Produktion von Stresshormonen führt. Durch die rituelle Waschung erfolgt zuerst die physische Reinigung des Körpers, der zweite Schritt fokussiert mit Hilfe des warmen Wassers auf die Reinigung der Seele. In der westlichen Leistungsgesellschaft neigen wir nur allzu gern dazu, den direkten Zusammenhang von Körper und Geist zu vergessen, wobei wir doch unserem seelischen Wohlbefinden eigentlich mehr Aufmerksamkeit schenken sollten".Kristofer Skoglund meint, dass sich immer mehr Menschen ganz bewusst Zeit für Entspannung nehmen und die Außenwelt aktiv ausblenden. Viele fanden sich in den vergangenen Monaten überraschend in Kurzarbeit wieder und plötzlich standen eine Menge freie Stunden zu Verfügung. Auch wenn der Arbeitsalltag allmählich nun wieder in gewohnte Bahnen zurückkehrt, sollte die Bedeutung von bewussten Auszeiten nicht gleich in Vergessenheit geraten.
„Es lässt sich die Tendenz beobachten, dass man denkt, sich bewusst Entspannung zu gönnen, über das Wochenende wegfahren und somit den Alltag abschalten zu müssen. Anstelle möchte ich dazu anregen, die Sache einmal von der anderen Seite zu betrachten. Haben wir wirklich verinnerlicht, wie lebenswichtig Rekreation für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden ist? Ob man nun das luxuriöse Wellnesshotel wählt, sich einfach nur die Zeit für einen Spaziergang im Wald nimmt oder gemütlich zu Hause bleibt und das Telefon abschaltet, um sich für einige Stunden komplett von der Welt abzuschirmen, das Ergebnis ist dasselbe. Im Grunde geht es nur darum Ruhe und Frieden zu finden, ein gesteigertes Bewusstsein für das eigene Sein zu entwickeln, und sich selbst näher zu kommen, um das beste aus der individuellen Persönlichkeit zu schöpfen“, meint Kristofer Skoglund. Kersti Olophsdotter fügt hinzu:„Sich mit sich selbst in absoluter Stille zu befinden, schafft Raum für neue Gedanken. Wer möchte nicht sein volles, kreatives Potenzial ausschöpfen können und sich zu einem besseren Menschen entwickeln? In unseren vollgepackten Terminkalendern bleibt leider viel zu wenig Zeit für Reflektion. Aus der ökonomischen Perspektive einer Firma betrachtet, kann jede Seite nur davon profitieren, wenn die Angestellten auch die Chance haben, einfach mal gar nichts zu tun. Was viele vielleicht nicht wissen ist, dass wir über ein Konferenzzentrum mit insgesamt 23 Räumen verfügen, dessen Konzept sich darauf bezieht, Kreativität zu fördern und eine neue Art der Begegnung unter den Teilnehmern zu ermöglichen."Neugierig geworden? Mehr Infos zum Resort und zu Buchungsmöglichkeiten finden Sie
hier.