Stil Debatte - Dresscodes und deren Relevanz
Dresscodes schreiben uns vor, wie wir uns kleiden sollen. Sind Kleidervorschriften noch zeitgemäß oder eher ein Relikt längst vergangener Zeiten?
Text: Mikael Vallin
Foto: Ted Olsson
Veröffentlicht
17.3.2020
Bei manchen hat der auf der Einladung angegebene Dresscode vielleicht ein nervöses Gefühl hervorgerufen. Nur keine Panik, genaue Vorgaben können helfen den Durchblick zu bewahren. Bei festlichen und formellen Anlässen schaffen Kleidervorschriften ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einem Unternehmen.
Gastgeber und Arrangeure können sich aus unterschiedlichen Gründen für einen Dresscode entscheiden. Das hat den Vorteil zu wissen, was von uns erwartet wird und niemand riskiert ins modische Fettnäpfchen zu treten. Für viele ist ein Büro-Dresscode die morgendliche Rettung beim Blick in den Kleiderschrank und das Mode-Rad muss nicht täglich neu erfunden werden.
Hat jemand das Recht über die Kleidung anderer zu entscheiden? Ja und Nein. Eine angemessene Kleiderwahl zeigt unseren Respekt dem Anlass gegenüber. Manchmal haben wir die Wahl. Geht es zu einer lockeren, privaten Gartenparty und die Gastgeber haben sich für ein Motto entschlossen, kann das den Spaßfaktor erhöhen. Ob man sich das Vergnügen der „Hippie-Party“ gönnt und zu „All in White“ erscheint oder dem Fest doch lieber fernbleibt, kann schlussendlich jeder für sich entscheiden.
Wir alles wissen, dass Kleider Leute machen. Es kann dem Selbstwertgefühl das gewisse Extra verleihen, sich zu einem gegebenen Anlass einmal eleganter zu kleiden als gewohnt. Die meisten Dresscodes bieten ausreichend Spielraum für individuelle Interpretation, so dass die Kleidervorschrift zur Erleichterung, statt zur Einschränkung der persönlichen Freiheit wird.
Für Dresscodes gilt dasselbe wie für Stilfragen im Allgemeinen. Man muss die Regeln kennen, um sie bewusst brechen zu können.
Dresscodes sind fast gänzlich aus unserem täglichen Leben verschwunden. Im Berufsalltag wird, mit Ausnahme des Bankensektors, kaum noch über Kleidervorschriften gesprochen, was nicht selten zu allgemeiner Verwirrung führt. Gewisse Richtlinien können jedoch bei der Orientierung helfen und für innere Sicherheit sorgen.
Die vorherrschende Meinung, jeder darf sich kleiden wie er möchte, führt vor allem in geschäftlichen Zusammenhängen nicht selten zu peinlichen Kollisionen. Stellen Sie sich folgende Situation vor. Ein schwedischer Ingenieur trifft auf einen japanischen Geschäftsmann. Der Schwede erscheint in einem (nach)lässigen Hemd, Jeans und Sandalen, der Japaner hingegen im vornehmen Business-Outfit mit maßgeschneidertem Anzug, Oxfords und Krawatte. Peinlich. Ein Dresscode hätte in diesem Fall Wunder bewirkt.
Sollen wir uns nun im Alltag von gesellschaftlichen Regeln diktieren lassen oder nicht? Sollen Angestellte in einem Unternehmen tragen dürfen, was sie wollen, ohne jegliche Richtlinien? Die heutige Zeit verlangt ein hohes Maß an Eigenverantwortung und die richtige Einschätzung, zu jedem Zeitpunkt das Richtige zu tragen?
”Come as you are” zählt, ironisch gemeint, zu meinem absoluten Lieblings-Dresscode. Ein ständig wiederkehrendes Motto, dass alles und nichts sagt und jede Möglichkeit offen lässt. Für die einen bedeutet das, ein Leinenanzug mit Hemd, Krawatte und Loafer ohne Strümpfe, für die anderen ausgewaschene Shorts, ein lässiges T-Shirt und Turnschuhe. Bei allem Respekt, erfinden Sie bitte keine Dresscodes, außer Sie wollen für absolute Verwirrung sorgen.
Auch heute erfüllen Dresscodes eine wichtige Funktion. Die Anarchie in der Kleiderwahl ist nicht der richtige Weg und schafft im schlimmsten Fall mehr Abstand als Zusammengehörigkeit. Die meisten Kleidervorschriften bieten die Möglichkeit, unsere Persönlichkeit mit authentischer Kleidung widerzuspiegeln. Sind Sie sich unsicher, wie Sie den Dresscode auf der Einladung deuten sollen, zögern Sie nicht, fragen Sie einfach den Gastgeber oder Arrangeur.
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