Qualitätsmöbel zählen ohne Zweifel zur Kategorie des nachhaltigen Designs und rentieren sich auf lange Sicht. Wir präsentieren fünf Einrichtungsikonen und deren Designer, die Ihren Modestil mit Niveau ergänzen.
Text: Mikael Vallin
Foto: Vitra & Bukowskis
Veröffentlicht
12.4.2022
Warum ein Designklassiker und dessen Schöpfer als nordamerikanisch betrachtet werden kann, hängt von vielen Komponenten ab, vor allem aber vom ursprünglichen Herkunftsland, wo der/die Künstler/in aktiv waren und aus welchem Grund das Design zu einem Klassiker wurde. Diese bunte Mischung zeigt, was das Gesamtbild Nordamerikas im Grunde repräsentiert: ein Sammelbecken an Einflüssen und Persönlichkeiten aus der ganzen Welt, die aus unterschiedlichen Gründen in das Land kamen und sich zu einem Synonym dessen Kultur entwickelten. Im Anschluss zeigen wir fünf Designermöbel, deren Schöpfer und Formgebungen in direktem Zusammenhang mit Nordamerika stehen – Kreationen des nachhaltigen Konsums und Stils.
The Tulip Chair - Eero Saarinen
Der gebürtige Finne Eero Saarinen, Architekt und Einrichtungsdesigner, war als Künstler vorwiegend in Michigan, USA, tätig. Seine Werke orientierten sich in erster Linie an Funktionalität, welche auch viele seiner Kollegen dieser Bewegung in den Vordergrund stellten, nicht selten auf Kosten des ästhetischen Aspekts. Saarinen vertrat jedoch die Ansicht, dass Design und Funktionen auch emotionale Werte verkörpern sollten. Ein deutliches Beispiel dieses Gedankens zeigt das von ihm entworfene Flughafenterminal, welches nicht rein auf optimale, logistische Lösungen abzielt, sondern auch eine gewisse Vorfreude auf die bevorstehende Reise schafft. Zu den frühen Einrichtungsentwürfen zählt
The Organic Chair, designt in Zusammenarbeit mit Charles Eames. Wie sein Künstlerkollege auch, experimentierte Saarinen mit Sperrholz und Kunststoff.
The Tulip Chair zeigt starke Ähnlichkeit mit dem „Designwunder“ Organic Chair, der von dem Künstler in den Jahren 1955 bis 1956 für Knoll entworfen wurde. Designauszeichnungen wie der Design Center Stuttgart Award 1962, der Museum of Modern Art Award 1969 und der Federal Award for Design 1969 intensivierten den Stellenwert der
Tulip-Serie als zeitlosen Klassiker.
The Barcelona Chair - Ludwig Mies van der Rohe
Ludwig Mies van der Rohe kam in Preußen zur Welt und war der letzte Leiter der Designkooperation Bauhaus, bevor er in den 30er Jahren aufgrund der politischen Situation in Europa nach Amerika flüchtete. Die bedeutendste Zeit seiner Karriere war geprägt von den Jahren in Amerika, wo er an der Illinois Institute of Technology in Chicago einer Lehrtätigkeit nachging. Unter anderem zählten große Namen wie Florence Knoll zu seinen Studenten. „Mies“, wie er häufig genannt wurde, gab mit Werken wie One Charles Center in Baltimore, Indiana University Campus in Bloomington und 860–880 Lake Shore Drive in Chicago die Richtung für bedeutende Bauwerke der nordamerikanischen Architektur an und wird immer als einer der Vertreter der Prinzipien „Less is more“ und „God is in the details“ stehen, die am besten seine Auffassung von minimalistischer, reiner Formgebung ausdrücken.
The Barcelona Chair ist einer der Entwürfe, für die Florence Knoll das alleinige Produktionsrecht des Originalmodells besitzt und heute zu den bekanntesten Designermöbeln der Welt zählt.
Eames Lounge Chair - Charles och Ray Eames
Charles und Ray Eames gehören vielleicht zu den bekanntesten Vertretern des nordamerikanischen Designs, eine konkrete Auswahl der Werke fällt daher nicht ganz leicht. Der
Lounge Chair des Künstlerehepaars etablierte sich mit der Zeit zur tonangebenden Kreation des Objektportfolios. An dem Ehepaar Charles Ormond Eames, Jr. (1907–1978) und Bernice Alexandra "Ray" Kaiser Eames, kommt man in den Bereichen Architektur, wie auch im industriellen und grafischen Design sowie in Film und Kunst des vergangenen Jahrhunderts, kaum vorbei. Sie lernten sich an der Cranbrook Academy of Art in den 40er Jahren kennen, wo Charles auch schon bald einen Lehrauftrag erhielt. Die beiden befanden sich in regem Austausch mit Eliel Saarinen und dessen Sohn Eero Saarinen. Über vier Jahrzehnte leitete das Ehepaar „The Eams Office“ in Los Angeles, ein Designer-Kollektiv, zu dem auch Größen wie Don Albinson und Harry Bertoia gehörten. Mit seinen neuartigen und zugleich zeitlosen Entwürfen wurde „Eames“ zum Synonym für hochwertiges Design und ein selbstverständlicher Einrichtungsbestandteil vieler amerikanischer Wohnbereiche. Formgepresste Sperrholzplatten stehen für das bekannteste Markenzeichen von Eames.
The Aeron chair - Donald T. Chadwick
The Aeron Chair gehört mit Wahrscheinlichkeit zu den bekanntesten Designermöbeln des Officebereichs. Auch wenn das Objekt in starkem Zusammenhang mit dem Namen Herman Miller steht, ist der Architekt DonChadwick für die Formgebung verantwortlich. Der Stuhl, designt im Jahr 1994 und in diesem Zusammenhang gesehen eine relativ neue Ikone, verkörpert die Essenz von gutem Design wie kaum ein anderes Objekt, das Ergonomie und Funktionalität in einer Symbiose vereint. Im Jahr 2000 erhielt
The Aeron Chair von dem Businessweek Magazine und der Industrial Designers Society of America die ehrenvolle Auszeichnung ”Design of the Decade”, welche definitiv zu dessen Beliebtheitsgrad beitrug.
Soffa Orgy - Karim Rashid
”Karim Rashid” ein Designklassiker? Sie mögen sich vielleicht etwas wundern, aber in diesem Zusammenhang muss man bedenken, dass alle vorhin genannten Designer auch einmal zu den jungen Künstlern gehörten. Der Schlüssel zu gutem Design ist, es rechtzeitig zu erkennen, am besten noch bevor es in aller Munde ist. Der ursprünglich aus Ägypten stammende Designer Rashid sollte als regelmäßiger Gewinner des Red Dot-Award, dem Chicago Athenaeum Good Design Award, I. D. Magazine Annual Design Review und dem IDSA Industrial Design Excellence Award definitiv als ein Schöpfer zukünftiger Klassiker betrachtet werden. Mit einem Ehrendoktorat an der OCAD, Toronto, und dem Corcoran College of Art & Design, Washington, erstreckt sich Rashids Repertoire von Einrichtung und Möbeln bis hin zu Verpackungen und Objekten. Für einen näheren Einblick in ein Stück Designgeschichte in the making, empfehlen wir einen Besuch auf der Homepage
karimrashid.com.