Handelt es sich um exklusive Materialien, Handwerk oder die Strapazierfähigkeit eines Produkts? Im heutigen Beitrag fokussieren wir auf genau diese Aspekte. Woran lässt sich gute Qualität erkennen und warum haben manche Artikel einfach ihren Preis.
Text: Mimmi Ljungblad
Foto: Ted Olsson
Veröffentlicht
7.10.2021
Man bekommt, wofür man bezahlt
”Man bekommt, wofür man bezahlt“ - dieses Zitat hat sicher jeder schon gehört und gewiss liegt darin auch mehr als nur der berühmte Funken Wahrheit. Material- und Herstellungskosten liegen bei Qualitätsprodukten weitaus höher als bei Billigware. Ziehen wir einen Vergleich mit der Kulinarik, sind Rohwaren und Zubereitungsart ausschlaggebend für das Resultat – der Koch natürlich auch. Das gilt auch für Kleidungsstücke. Materialwahl und Herstellungsweise des Produzenten spielen eine erhebliche Rolle für die fertige Ware.
Werden lokale Fertigungen und Handarbeit in die Gleichung mit einbezogen, wirkt sich das deutlich auf den Endpreis aus. Manch eine Schneiderei oder Schuhmanufaktur konnte durch langjährige Erfahrung bei Kunden eine derart hohe Nachfrage schaffen, die höhere Preise gerechtfertigt. Andere Marken wiederum kreierten ein Image, für das Kunden gerne bereit sind etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Ausschlaggebend sind in diesem Fall vor allem das Design, während Qualität oft erst an zweiter Stelle steht. Manchen Herstellern gelingt sogar eine Kombination dieser beiden Komponenten.
Ein weiterer Aspekt, der den Preis einer Ware beeinflussen kann, ist die Anzahl der Zwischenhändler. Es sind immer mehrere Akteure auf verschiedenen Ebenen, die an einem Produkt verdienen. Die Kette reicht von der Weberei, über den Produktionsbetrieb, bis zum Label, das hinter der Ware selbst steht. Einsparungen an einem dieser Punkte führen zu schlechteren Arbeitsverhältnissen der Mitarbeiter oder minderer Qualität.
Exklusive Materialien
Im Anschluss präsentieren wir einige der exklusivsten Materialien der höheren Preiskategorie und verraten, wie sich gute von schlechter Qualität zuverlässig unterscheiden lässt.
Kaschmir
Kaschmir zählt wohl zu einem der behaglichsten Materialien, welche die Natur zu bieten hat. Die Fasern werden aus der Unterwolle der Kaschmirziege gewonnen, ein Prozess der Erfahrung und genaue Verarbeitung erfordert. Im Gegenzug werden die Mühen mit einem weichen, leichten Endprodukt mit besonderer Wärmeisolation belohnt. Die begrenzte Verfügbarkeit lässt die Preise in die Höhe schnellen. Für die Herstellung nur eines Pullovers ist die Wolle der kompletten Jahresproduktion von fünf Kaschmirziegen notwendig. Günstigere Kaschmirware wird oft aus den Restprodukten ausgekämmter Kaschmirwolle mit kürzerer Faserlänge hergestellt oder das Produkt weist einen geringeren Echtanteil auf, da es mit anderen Wollfasern vermischt wurde. Der Unterschied macht sich im Preis bemerkbar. Hochwertiges Kaschmir weist einen feinen Glanz auf, wird als besonders weich empfunden und neigt kaum zu Fusselbildung. Kaschmir von minderer Qualität tendiert eher zur Noppenbildung und ist weniger robust. Auch die Wärmespeicherung kann beeinträchtigt sein.
Seide
Seide wurde lange als der edelste Stoff der Welt gehandelt, deren Geschichte bis in das alte China um rund 2600 v. Chr. zurückreicht. Der Preis fällt dementsprechend aus. Das exklusive Material wird aus dem Kokon der Seidenraupe gewonnen, in der sich die Larve langsam zum Schmetterling entpuppt. Das produzierte Garn ist erstaunlich lang, robust und elastisch. Aus Seide gewonnene Stoffe beeindrucken mit einem hohen Glanzeffekt und klaren Farben. Die Herstellung ist jedoch kompliziert und kostspielig. Für ein Kilo Seide werden sage und schreibe 3000 Kokons benötigt.
Woran lässt sich die Qualität von Seide bestimmen? Die Länge der Fasern bestimmt auch hier den Wert. Maulbeerseide aus der konventionellen Raupenzucht liefert besonders lange Fasern und wird als die hochwertigste Seidenart gehandelt, während Wildseide, wie beispielsweise Tussah-Seide eher platteres, gröberes Garn mit Unregelmäßigkeiten liefert und sich schwerer färben lässt. Dieses Gewebe eignet sich am besten für Accessoires.
Leder
Hochwertiges Leder wird als ganze Haut von hochwertigen Gerbereien bezogen. Die Lederqualität kann, abhängig vom Zuschnitt und der Behandlung der Haut gegen Insektenstiche, Narben usw., variieren. Die Qualität von Leder wird auf einer Skala von 1 (beste Qualität) bis 3 (schlechteste Qualität) gemessen. In der Schuhindustrie bestimmt die Anzahl der Schuhe, die aus einer Haut gewonnen werden den Preis des fertigen Produkts. Schuhmanufakturen des Premiumsektors stellen im Schnitt höchsten ein bis zwei Paar Schuhe pro Haut her, während billigere Anbieter sechs bis acht Paare aus einer Haut derselben Größe produzieren. Nachbehandlungen des Leders können Defekte kaschieren. Die Grundqualität bleibt jedoch dieselbe. Mit anderen Worten: gute Ware hat ihren Preis.
Ist Strapazierfähigkeit gleich Qualität?
Teures, exklusives Material muss nicht per Definition robuster sein als andere Stoffe. Die meisten strapazierfähigen Stoffe werden meist aus langen, künstlich hergestellten Synthetikfasern gefertigt und durchlaufen zahlreiche Behandlungsprozesse, welche für die Widerstandsfähigkeit des Gewebes sorgen. Handgefertigte Produkte erfordern oft eine sorgfältige Behandlung sowie ein erhöhtes Maß an Pflege. Von Hand genähte Anzüge dürfen nicht in die Waschmaschine und rahmengenähte Schuhe bedürfen einer fachgerechten Behandlung, damit die lange Lebensdauer auch wirklich garantiert werden kann.
In diesem Fall gilt: erlaubt ist, was gefällt. Legen Sie Wert auf exklusive Materialien und handgefertigte Produkte, die sorgfältig von geschickten Schneidern gefertigt wurden oder zählen Sie eher zu jenen, die meinen, Qualität sollte unbedingt mit Strapazierfähigkeit gleichgestellt sein. Wie auch immer Sie sich entscheiden ist die Konstruktion der gemeinsame Nenner. Egal ob das Produkt von Hand gefertigt wurde oder maschinell, es sollte seinen Zweck erfüllen. Woran sich das messen lässt? Nehmen Sie die Nähte genau unter die Lupe. Ist das Produkt ordnungsgemäß verarbeitet oder lösen sich die Nähte bereits auf? Die Textilbindung und Dichte des Stoffes gilt als sicheres Qualitätskriterium, welches die Lebensdauer eines Materials beeinflusst. Leichte, delikate Stoffe nutzen sich oft schneller ab und erfordern vorsichtige Handhabung.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass sich Qualität aus einer Reihe unterschiedlicher Faktoren zusammensetzt und zum großen Teil auch von den Erwartungen der Kunden abhängt. Doch gute Qualität hat immer ihren Preis. Im Endeffekt liegt die Entscheidung im persönlichen Ermessen. Je bewusster und informierter der Kunde, desto höher die Wertschätzung einer Kombination aus Qualität und Preis.